Gustav Mahler
aus: Lieder eines Fahrenden Gesellen
Nr. 2 - "Ging heut morgen übers Feld"
Johannes Brahms
5 Gesänge, Op. 104
Gustav Mahler
aus: Lieder eines Fahrenden Gesellen
Nr. 4 - "Die zwei blauen Augen von meinem Schatz"
Gustav Mahler
Symphonie Nr. 2 "Auferstehung"
Gustav Mahler (1860-1911)
Johannes Brahms (1833-1897)
Es musizierte das Bundesschulmusikorchester unter der Leitung von Kiril Stankow
und der Bundesschulmusikchor unter der Leitung von Guido Mattausch.
ZUM PROGRAMM
Ein Text von Maximilan Enderle
„Es klingt alles wie aus einer anderen Welt herüber. Man wird mit Keulen zu Boden geschlagen und dann auf Engelsfittichen zu den Höchsten Höhen gehoben.“ Mit diesen Worten beschrieb Gustav Mahler (1860-1911) seine Zweite Sinfonie, die ihm im Jahr 1895 zu seinem ersten großen Erfolg als Komponist verhalf.
Zwei Fragen beschäftigten Mahler während des Kompositions-prozesses: Welchen Sinn hat das Leben? Und welchen Sinn hat der Tod? Die zweite Frage beantwortet der Chor im letzten Satz der Sinfonie optimistisch mit „Sterben werd' ich, um zu leben“. Doch dauerte es fast sieben Jahre, bis Mahler zu dieser Antwort gelangte: Erst 1894 begegnete ihm auf einer Beerdigung das Gedicht Die Auferstehung von Friedrich Klopstock, das er als Textgrundlage für den Finalsatz nahm. Vokalmusik spielt in Mahlers Sinfonien generell eine große Rolle: Bereits in der noch rein instrumentalen Ersten Sinfonie griff er zwei Orchesterlieder aus seinem Zyklus Lieder eines fahrenden Gesellen auf, die zu Beginn des Konzertprogramms zu hören sind. Einen Schritt weiter ging er in der Zweiten durch den Einsatz einer Solo-Altistin, einer Solo-Sopranistin und des Chors.
Mahlers Programmnotizen machen auch inhaltliche Bezüge zwischen der Ersten und Zweiten Sinfonie deutlich, wenngleich er der dichterischen Ausdeutung seiner Musik skeptisch gegenüberstand. So schildert die Erste das Leben eines Helden, dessen Tod den Ausgangspunkt der Zweiten bildet: „Ich habe den ersten Satz Totenfeier genannt, und wenn Sie es wissen wollen, so ist es der Held meiner D-Dur-Sinfonie, den ich da zu Grabe trage, und dessen Leben ich, von einer höheren Warte aus, in einem reinen Spiegel auffange“.
Musikalisch gleicht der erste Satz einem Trauermarsch, der mehrmals von lyrischen Passagen durchbrochen wird. Nachdem diese „bis zum gänzlichen Aufhören“ verklingen, besiegeln abwärts geführte Streicherläufe den Tod des Helden. Nach einer von Mahler vorgeschriebenen Pause unterbricht der zweite Satz den „strengen Gang der Ereignisse“. Zu Beginn steht ein Ländler, der schon bald von hektischen Staccatoläufen abgelöst wird. Immer wieder kehrt der Ländler wieder, doch wird dessen Behaglichkeit zunehmend brüchig. Die Form des dritten Satzes wirkt wie ein permanentes In-Sich-Kreisen. Am dramatischen Höhepunkt des Satzes zeigt sich für Mahler „der Ekel einer gemarterten Seele über den grauenhaften Spuk, den das nie ruhende, nie verständliche Getriebe des Lebens bedeutet“. Hoffnungsvoller endet der vierte Satz „Urlicht“, in der erstmals die Solo-Altistin einsetzt. Der Text ist der Gedichtsammlung Des Knaben Wunderhorn von Clemens Brentano und Achim von Arnim entnommen. Der Satz schließt sehnsuchtsvoll mit der Textzeile „Der liebe Gott wird mir ein Lichtchen geben, wird leuchten mir bis in das ewig Leben!“. Diese Hoffnung erfüllt sich im fünften Satz: Nach einer düsteren Orchestereinleitung setzen schließlich der Chor und die Solistinnen ein. Getragen von einem großen Orchesterapparat mit Orgel, Röhrenglocken und Fernorchester schwingt sich die Musik zu einem euphorischen Finale auf: „Aufersteh'n, ja aufersteh'n wirst Du, mein Herz in einem Nu!“.
Zeit seines Lebens sehnte sich Gustav Mahler nach Erlösung und Unsterblichkeit, stand festen religiösen Dogmen aber kritisch gegenüber. Er schuf sich einen eigenen Glauben, in dem er jüdische, christliche und buddhistische Elemente verband. Stark beeinflussten ihn auch zeitgenössische Philosophen wie Nietzsche und Schopenhauer. Von Gott und einem Leben nach dem Tod hatte Mahler eine beinahe kindlich-naive Vorstellung: „Gott ist die Liebe und der Tod ist nicht das Ende“.
Ähnlich empfand der Komponist Johannes Brahms (1833-1897), dessen Fünf Gesänge (opus 104) für A-capella-Chor ebenfalls Teil des Konzertprogramms sind. Brahms wurde protestantisch erzogen, stieß sich jedoch an der Vorstellung eines strafenden Gottes. Wie Gustav Mahler in seiner Zweiten verwarf er in seinem Deutschen Requiem die christliche Vorstellung des Jüngsten Gerichts. Gleicht dieses in der lateinischem Messe einem Schreckensszenario, so verhilft bei Brahms und Mahler ein liebender Gott den Menschen zu einem ewigen Leben.
Auch in seinen Fünf Gesängen setzte sich Brahms mit den Themen Tod und Vergänglichkeit auseinander. Wenige Jahre vor seinem eigenen Tod komponiert, blickt Brahms darin auf seine „verlorene Jugend“ zurück. Die Texte stammen unter anderem von dem Dichter Friedrich Rückert, der auch Gustav Mahler zu zahlreichen Kompositionen wie den Kindertotenliedern inspirierte. In den Gedichten wird das Absterben der Natur mit dem Dahinscheiden des Menschen verglichen.
Die Fünf Gesänge stehen am Beginn des Konzertprogramms. Das BSMO umrahmt sie mit zwei Orchesterliedern aus Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen. Auf Brahms' Reflektion über den nahenden Tod folgt Mahlers emphatische Hoffnung auf ein ewiges Leben: Seine Zweite Sinfonie bildet den Abschluss des Konzerts. Für Theodor W. Adorno ist die Zweite „das Werk, an dem die meisten Menschen Mahler lieben lernen“. Bis heute gehört sie zu seinen meist gespielten und populärsten Sinfonien und stellt für Orchester, Solisten und Chöre eine große Herausforderung dar.
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